Langer Schlag über See, deshalb klingelt der Wecker um 5:00 Uhr. Bis man dann los kommt ist es aber doch wieder 6:30 Uhr. Egal, der Kreuzer kann ja schnell sein und genug Wind ist auch angesagt.
Eigentlich war sogar mehr als genug Wind. Das führte nämlich zu Seekrankheit beim Vorschoter. Vorher hatten wir aber noch ein nettes Erlebnis. Wir wurden von einem Wachboot für einen neu entstehenden Windpark per Seefunk angesprochen. Man war wahrscheinlich erstaunt, dass ich als vorbildlicher Funkoffizier sofort geantwortet habe. Als Vorschoter bin ich nämlich nicht nur für den gesamten Segeltrimm, sondern auch für die Kommunikation nach außen verantwortlich. Karin besitzt ja inzwischen auch ein Funkzeugnis, das banale Funken hat sie aber an die Deckscrew, also an mich, geoutsourced.
Man muss aber neidlos anerkennen, dass sie der letzten ihr verbliebenen Aufgabe, nämlich das Boot schnell und sehr sicher zu steuern, perfekt nachkommt. Und das über lange Stunden ohne Klage und ohne in der Konzentration nachzulassen. Dabei ist es egal ob wir bei 2 kn oder bei 20 kn Wind unterwegs sind. Das ist sehr viel besser als ich das je könnte.
Nur nachts mag sie nicht:“In ‘d Nacht schloft mer und s Boot isch anbunne. Do fahrt mer nit!“
Leider war die folgende Kommunikation erst etwas einseitig, weil ich zwar das Gegenüber hörte, ich dort aber auf dem Arbeitskanal nicht ankam. Man muss halt auch auf dem Arbeitskanal mit 25 W funken, wenn der Partner etwas weiter weg ist. Ich hatte erst nicht bemerkt, dass die Funke auf 1 W für den Nahbereich eingestellt war.
Zum Abschluss konnte ich dann noch mit dem Namen einer Dehler 38, die hinter uns war, aushelfen. Pfadfinder: Jeden Tag eine gute Tat.
Die Dehler wurde dann auch angesprochen. Dort verstand man aber die Anweisung nicht ganz richtig. Man drehte ab, schlug einen Riesenhaken, was für uns zum Verlust eines durchaus ebenbürtigen Gegners führte. Schade eigentlich. Wir waren nämlich dabei uns gut zu behaupten.
Der Wind nahm immer weiter zu: Reff 1 im Groß, dann wieder etwas ab, also Reff ausgeschüttet. Der Speed war danach immer über 8 kn, manchmal deutlich über 9 kn. Das war als Karin dem Autopiloten das Ruder wieder aus der Hand genommen hatte.
Amortisier, amortisier.
Jetzt sind wir fest in Ystad. Und wenn man den Wetterfröschen glaubt wird sich das bis einschließlich Sonntag nicht ändern. Karin sagt, dass wir hier schon mal im Fitnesstudio waren und dass das richtig gut war. Wir werden sehen.
Oh man, unglaublich was ihr alles macht… wir sind dagegen ja nahezu langweilig…
Euch weiterhin eine gute Zeit – Grüße aus Hamburg
Wigand