Motorboot fahren in Friesland, Gruno 33

Wie schon in den zwei Beträgen vorher erwähnt haben wir einen kleinen Ausflug in die Niederlande unternommen. Ich habe zu allerersten Mal ein Boot gechartert.

Für die eiligen Leser hier die Zusammenfassung:
Firma, Service, Boot und Revier sind äußerst empfehlenswert. Machen!

Die Firma

Der Inhaber der Firma DHW-Yachtcharter war uns schon auf der „Reisen Hamburg“ sehr sympathisch. Wir haben auf seinem Messestand nett mit ihm geschnackt und mir war da schon klar: Wenn, dann mit ihm. Er hat uns dann ein Angebot gemacht, das wir einfach nicht ausschlagen wollten. Sowohl von Preis als auch von den weiteren Konditionen war es kaum zu toppen. Wir durften schon am Anreisetag den Kreuzer so früh übernehmen, dass wir schon kurz nach Mittag zu unserer kleinen Reise aufbrechen konnten. Die Firma residiert in Zoutkamp mit auf dem Areal der Gruno-Werft. Von Hamburg aus ist das in ca. dreieinhalb Stunden entspannt per Auto zu erreichen, ohne dass man Verkehrsregeln übertritt. Dieter, so heißt der Inhaber ist Deutscher mit großer Affinität zu den Niederlanden. Man erreicht ihn über seine Mobilnummer im deutschen Netz.

Übergabe und Probefahrt

In Zoutkamp angekommen wurden wir erstmal auf einen Kaffee im Büro eingeladen. Danach erfolgte die ausführliche Einweisung. Wir legten unter Anleitung ab, fuhren Kreise vorwärts und rückwärts und probierten die beiden Querstrahlruder an Bug und Heck. Erst als wir das zufriedenstellend konnten, haben wir wieder angelegt und dann unsere Sachen an Bord gebracht.
Für die Einweisung hat Dieter sich alle Zeit der Welt genommen und alle Fragen, auch die mehrfach gleichen 😉 , geduldig und präzise beantwortet.
Inkludiert im wirklich sehr moderaten Charterpreis sind Bettwäsche und auch die Endreinigung des Bootes. Für Klopapier (!) und Riesenmengen von Küchenrolle ist ebenfalls gesorgt.
Zur Begrüßung gab es neben dem Kaffee ein kleines Gastgeschenk. Nochmals vielen Dank!

Das Boot

Das Charterboot ist in erstklassigem Zustand. Nichts war defekt oder abgenutzt. Ganz im Gegenteil. Gerade zu dieser Saison war das Boot durch die Werft für einen niedrigen fünfstelligen Betrag komplett neu lackiert worden.



Aufteilung unter Deck
Die Gruno 33 Sport Explorer ist für eine Vierpersonencrew gut geeignet. Es gibt zwei Doppelkojen in zwei separaten Kabinen. Dusche (!) und Toilette sind in zwei einzelnen Räumen untergebracht. Die Pantry im vorderen Drittel des Bootes ist komplett ausgestattet. Es gibt alle Küchengeräte, die man braucht. Alles ist aber nicht irgenwie zusammen gesucht, sondern von guter Qualität. Selbst Espressotassen waren an Bord vorhanden. Das ist gut zu wissen, wenn man seine eigene Espressomaschine dabei hat. Der Gasherd hat vier Flammen. Anstelle eines Backofens ist leider nur eine Mikrowelle eingebaut.
Im Deckssalon sitzen vier Erwachsene gut, aber man muss zugeben, dass nur höchstens drei von ihnen auf dem L-Sofa bequem Platz finden. Ein Vierter sitzt dann auf einem Hocker auf der anderen Seite des Tisches. Man kann aber auch einen der vier Monoblockstühle vom Achterdeck vorübergehend herunter stellen.


An Deck
Der Steuerstand ist mit dem üblichen Schaltpanel für den Motor bestückt. Außerdem gibt es ein Echolot und eine GPS Geschwindigkeitsanzeige. Für die Binnentouren auf einem Motorfahrzeug ist das völlig genug. Die hydraulische Steuerung war natürlich gewöhnungsbedürftig für mich. Bei unserem Kreuzer mit dem Rad von 1,5 m Durchmesser ist es von hart zu hart 1 1/4 Umdrehungen weit. Und ich fühle, wo das Ruder steht. Hier sind es wohl mindestens 5 ganze Umdrehungen. Aber für die Orientierung gibt es eine Anzeige für die Ruderlage. Das ist wichtig und sehr hilfreich.
Die Kuchenbude bedeckt nur das halbe Achterdeck. Im hinteren Bereich gibt es vier bequeme Monoblockstühle und natürlich einen klappbaren Tisch. Wenn notwendig kann man draußen heizen. Der Auslass für die warme Luft ist so angebracht, dass man auch die Scheiben von innen gegen Beschlag schützen kann. Man darf ja nicht vergessen, dass nicht immer nur Sonnenwetter herrscht.
Es gibt natürlich eine Badeplattform mit einer weit hinuter reichenden Badeleiter. Wenn man ankern will, kann man das. Ein Anker mit Kette und einer manuellen Ankerwinde sind vorhanden.
Sehr angenehm fand ich die Festmacherleinen. Sie waren so wie ich sie auch gekauft hätte: Relativ dünn, schön lehnig und so lang, dass man sie auch sehr gut auf Slip legen kann. Dass es mehr als nur genügend Leinen waren, soll nur man Rand erwähnt werden. Fender waren auch genug und dick an Bord. Für Angstmanöver gibt es neben den großen Langfendern auch noch zwei beeindruckende Kugelfender.
Dass die Laufdecks nur ausreichend breit sind, ist der Bootsgröße geschuldet. Sie sind aber wirklich gut zu begehen. Die umlaufende Reling aus solidem Rohr ist stabil. Das Rohr ist so dick, dass man Handtücher zum trocknen am besten mit den Handtuchklammern für Sonnenliegen befestigt. Die passen genau.



Elektrik
Es gibt ein Victron Batterie- und Landstrom Mangement System. Wenn man möchte, kann man auch unterwegs über den Inverter die reichlich vorhandenen 230 V Steckdosen verwenden. Man muss aber dass Gerät umschalten und daran denken, es am Ankerplatz auf off und am Landstrom eben auf Landstrom zu stellen. Darüber hinaus sind auch mehrere 12 V Dosen eingebaut. Die sind aber nicht die heute vielfach üblichen Zigarrettenanzünder Steckdosen, sonden die deutlich kleineren DIN-Dosen. Man sollte also an Adapter denken, wenn man sein Equipment über 12 V laden möchte. USB-Dosen gibt es nicht.

Motor
Der Solé Sechszylinder ist laufruhig und mit ca. 4 l/h bei ca. 10 bis 11 km/h auch richtig sparsam. Die Leistung ist mit 95 PS sehr angemessen.

Manövrieren und rangieren
Mit den beiden Querstrahlrudern kann man das Boot bei der Warterei vor Schleusen und Brücken auch bei Wind total easy auf der Stelle halten. Ablegen aus engen Lücken ist ein Kinderspiel. Man gibt einen kurzen Stoß auf die beiden Querruder und das Boot setzt sich in der gewünschten Richtung in Bewegung. Man muss überhaupt nicht hektisch weiter herumkorrigieren. Der erste Schub reicht für das ganze Manöver. Wenn man weit genug abgesetzt ist, einfach sinnig vorwärts und gut.
Zum Drehen kann man natürlich mit den Strahlrudern unterstützen. Man braucht das aber nicht. Ein Schub vorwärts bei Hartruderlage und die Drehung ist eingeleitet. Das Boot dreht immer weiter in die gewünschte Richtung, auch wenn man die Vorwärtsfahrt wegen Platzmangel durch Maschine rückwärts aufhebt. Das geht so prima, dass ich eigentlich nur noch immer wieder Pirouetten drehen wollte. 😉
Geradeaus fährt das Boot natürlich erst recht problemlos. Da ist nichts, aber auch gar nichts mit Hektik und ständigem korrigieren.

Revier

Für unsere Schnuppertour hatten wir uns vorsichtshalber gar nichts vorgenommen. Gefahren sind wir dann am ersten Tag nach Dokkum.
Liegeplätze gibt es dort reichlich direkt am Kanal. Der Ort ist wirlich nett, das Badehaus großzügig und sehr gepflegt.
Von da aus weiter nach Leeuwarden. Unistadt, viele Lokale, Museen, Sehenswürdigkeiten und überhaupt. Duschen in den Hafenfacilitäten inkludiert.
Weil wir uns den langen Weg über den Berufsschiffskanal sparen wollten, sind wir dann wieder zurück nach Dokkum. Von der anderen Seite aus sah alles völlig anders aus. nicht langweilig, sondern für uns die auch im nachhinein gute und richtige Entscheidung.
Von dort nach Lauwersoog. die allerbesten Hafenfascilitäten überhaupt. Mehr geht wirklich nicht. diese Duschen und Toiletten toppen ohne Problem die als besonders hochwertig gerühmten Duschen auf Vejrö. Weniger als halb so teuer wie dort war es ohnehin.
Weiter zurück an Zoutkamp vorbei durch das Reitdiep nach Elektra. Dort steht das mitterweile aus dem Betrieb genommene über 100-Jährige Schöpfwerk Waterwolf. Das muss man sich ansehen. Der Liegepatz in Elektra ist mindestens idyllisch, die Bewohner äußerst gastfreundlich und das Lokal unserer Meinung nach höchst empfehlenswert. Die Karte ist sehr klein aber sehr fein.
Von Elektra dann zurück nach Zoutkamp.

Fazit

Es gibt wirklich überhaupt und gar nichts zu meckern. Boot und Service haben meine Erwartungen weit übertroffen.
Dieter wir kommen wieder. Beim nächsten Mal probieren wir aber das etwas größere Boot, weil es zwei Nasszellen besitzt.

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3 Antworten zu Motorboot fahren in Friesland, Gruno 33

  1. Wigand sagt:

    Das klingt ja vielversprechend von Euch beiden, vielleicht greifen wir diese tolle Werbung auch mal auf! Schöne Einblicke in Euer Bootsleben, danke dafür!

    Herzliche Grüße!

  2. Max sagt:

    Ich war dabei in Friesland – wenn auch nur als Hilfsmatrose.😁

    Das Boot, der Vermieter und die Gewässer waren toll! Sehr empfehlenswert. 👍👍👍

    • Uwe sagt:

      Moin Max,
      nun stell‘ dein Licht mal nicht unter den Scheffel. Du könntest das auch allein, zumindest jetzt nach der Tour. Du hast an- und wieder abgelegt, du hast navigiert. Mehr muss man doch gar nicht wissen.
      Uwe

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